Folk Tale

Der Wolf und der Kuckuck

Translated From

Волк и кукушка

AuthorИван Крылов
Book TitleБасни
Publication Date1813
LanguageRussian
LanguageGerman
OriginRussia

»Nachbar, leb wohl«, so sprach zum Kuckuck Isegrim, »Ich hofft' umsonst, dass ich hier Ruhe hätte. Die Menschen sind, es sind die Hunde schlimm Und schikanieren um die Wette. Man könnt' ein Engel sein Und käme nicht heraus aus blutigen Zänkereien.« - »Und ist das Ziel der Reise weit gesteckt? Wo sind den wohl die Leute so gemütlich, Dass du mit ihnen leben könntest friedlich?« - »Ja, sieh, ich geh' von hier direkt In die arkadischen Gefilde. O Nachbar, das ist dir ein Land! Da ist der Krieg noch unbekannt, Die Menschen dort sind wie die Lämmer milde. Die Flüsse führen Milch statt Wasser – Kurzum, dort herrscht die goldne Zeit. Man lebt ganz brüderlich, tut sich kein Leid, Dieweil kein Feind ist und kein Hasser. Es beißen nicht die Hunde, Man sagt sogar, sie bellen nicht einmal – Und hier mit ihnen welche Qual! Mal es dir aus in einer stillen Stunde Das schönste Leben auf so holder Flur: Hier findest du davon auch nicht die kleinste Spur.« »Adieu, gedenke freundlich mein, Ich hoff' in kurzem besser zu gedeihn In Friede, Fülle und Behagen, Wenn ich nicht mehr in Angst und Zagen Mich brauche Tag und Nacht zu plagen.« - »Verehrter Freund, ich wünsche dir viel Glück«, Versetzt der Kuckuck, »doch dein Naturell Und dein Gebiss, die lassest du zurück?« - »Du spaßest wohl, Gesell, Dass ich ein Narr wäre', Gott bewahre!« - »Nicht? Nun so denk an mich, du lassest Haare!«

Wenn's einer selber übel meint, So schimpft er um so ärger auf die Leute: Er sieht in jedem einen Feind, Dieweil er selbst keinen je erfreute.


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