Folk Tale

Zwei Jungfern

Translated From

To jomfruer

AuthorH.C. Andersen
Book TitleEventyr
Publication Date1854
LanguageDanish

Other Translations / Adaptations

Text titleLanguageAuthorPublication Date
Dos pisonesSpanish__
Two maidensEnglishH. P. Paull1872
LanguageGerman
OriginDenmark

Hast Du jemals eine Jungfer gesehen? Ich meine was die Steinsetzer eine Jungfer nennen, eine, mit der man die Pflastersteine feststampft. Sie ist ganz aus Holz, nach unten breit und mit eisernen Reifen beschlagen, und oben schmal und von einem Stab durchzogen, das sind ihre Arme.

In einem Hofe standen zwei solcher Jungfern, sie standen zwischen Schaufeln, Klaftermassen und Schiebkarren, und dorthin drang das Gerücht, dass die Jungfern für die Zukunft nicht mehr "Jungfern," sondern "Stempel" genannt werden sollten, und das ist die neueste und einzig richtige Benennung in der Steinsetzersprache für das, was wir alle in alten Zeiten eine Jungfer nannten.

Nun gibt es unter uns Menschen etwas, was "emanzipierte Frauenzimmer," genannt wird, wozu Pensionats vorsteherinnen, Hebammen, Tänzerinnen, die in ihrem Berufe auf einem Bein stehen, Modistinnen und Pflegerinnen gezählt werden, und dieser Reihe von Emanzipierten schlossen sich auch die zwei Jungfern im Hofe an. Sie waren Jungfern bei der Wegebaubehörde und wollten unter keinen Umständen ihren guten alten Namen aufgeben und sich "Stempel" nennen lassen.

"Jungfer ist ein Menschenname," sagten sie, "aber Stempel ist ein Ding, und wir lassen uns nicht Ding nennen, das ist ein Schimpf für uns."

"Mein Verlobter ist imstande, die Verbindung mit mir zu lösen!" sagte die Jüngere, die mit einem Rammbock verlobt war; "das ist so eine grosse Maschine die Pfähle eintreibt, sie tut also im Groben, was die Jungfer im Feinen tut. Er will mich als Jungfer haben, aber als Stempel vielleicht nicht, also kann ich mich nicht umtaufen lassen!"

"Und ich lasse mir lieber beide Arme abbrechen!" sagte die Ältere.

Der Schiebkarren hatte jedoch eine andere Meinung darüber, und der Schiebkarren war etwas, er sah sich für eine Viertelkutsche an, da er ebenfalls auf einem Rade ging.

"Ich muss Ihnen sagen, dass Jungfer zu heissen ziemlich gewöhnlich ist und längst nicht so fein, als Stempel genannt zu werden; denn wenn man diesen Namen führt, wird man mit den Siegeln auf eine Stufe gestellt. Denken Sie nur an das Siegel des Reiches. Ich, an Ihrer Stelle, würde die Jungfer aufgeben!"

"Niemals. Dazu bin ich zu alt" sagte die Ältere.

"Sie wissen wohl nicht, was die europäische Notwendigkeit bedeutet!" sagte das ehrliche alte Klaftermass. "Man muss sich einschränken, unterordnen, sich der Zeit und der Notwendigkeit fügen, und ist es ein Gesetz, wonach die Jungfer Stempel genannt werden soll, so muss sie Stempel genannt werden. Jedes Ding muss nach seinem eigenen Klaftermass gemessen werden!"

"Da würde ich mich doch lieber Fräulein nennen lassen!" sagte die Jüngere, "wenn nun schon einmal geändert werden soll; Fräulein schmeckt doch immer noch etwas nach Jungfer."

"Aber ich lasse mich lieber kurz und klein hacken!" sagte die alte Jungfer.

Nun ging es an die Arbeit; die Jungfern fuhren, sie wurden auf den Schiebkarren gelegt, das war immerhin eine feine Behandlung, aber Stempel wurden sie doch genannt.

"Jung" sagten sie, indem sie das Steinpflaster stampften; "Jung" und sie waren nahe daran, das ganze Wort "Jungfer" auszusprechen; aber sie bissen kurz ab und schluckten herunter, was ihnen auf der Zunge schwebte, denn sie fanden, dass sie nicht einmal etwas entgegnen durften. Aber unter sich redeten sie sich mit dem Namen "Jungfer" an und priesen die guten alten Tage, als man noch jedes Ding bei seinem rechten Namen nannte und Jungfer genannt wurde wenn man Jungfer war. Und das blieben sie auch alle beide, denn der Rammbock, die grosse Maschine, hob wirklich die Verlobung mit der Jüngeren auf, mit einem Stempel wollte er sich nicht einlassen.


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