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Der Wolf und der Storch
ATU | 76 |
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Language | German |
Origin | France |
Stets frißt der Wolf mit gier'ger Hast. Ein Wolf hat so sich übernommen Bei einem Picknick, daß er fast Dabei ums Leben war gekommen: In seiner Kehle steckt ihm fest ein Knochenstück, Er konnte nicht mehr schrein; da kommt zu seinem Glück Ein Storch des Weges just zu gehen. Er winkt; der naht — ein Weilchen nur, Und schon kann man als Arzt ihn bei der Arbeit sehen. Er zieht den Knochen aus. Drauf für gelungne Kur Sein Honorar gefordert hat er. »Was? Honorar?« — versetzt zur Stund Der Wolf- »Du spaßest wohl, Gevatter? Ist's nicht schon viel, daß du gesund Und heil gerettet hast den Hals aus meinem Schlund? Geh, Undankbarer, deiner Wege! Komm nie mir wieder ins Gehege!«